______________________________________________________________________________________________

 

Gelenksschmerzen

 

 

Gelenkschmerzen, die auf eine Eigenerkrankung des betroffenen Gelenks zurückzuführen sind.

 

 

 

 

Hier wäre an erster Stelle die Arthrose zu nennen, eine vorwiegend degenerative, abnutzungsbedingte Gelenkerkrankung, die meist erst mit zunehmendem Alter auftritt.
Bei der sog. Arthrosis deformans (Arthropathia deformans) bestehen chronische, schmerzhafte, zunehmend funktionsbehindernde Gelenkveränderungen infolge eines Missverhältnisses von Tragfähigkeit und Belastungen. Betroffen sind vor allem das Hüft- und Kniegelenk (Coxarthrose und Gonarthrose). Bei einer ausgeprägteren Schmerzhaftigkeit spricht man dann von einer Coxalgie bzw. Gonalgie.

 

Die Ausbildung einer Arthrose und der damit verbundenen Gelenkschmerzen kann durch mehrere Faktoren begünstigt werden. So z.B. Überlastungen (Kniegelenke beim Fliesenleger), Vorschädigungen infolge eines Unfalls oder auch eigenständige Gelenksentzündungen (Arthritis). Gelenkschmerzen (Arthralgien) sind häufig auch unfallbedingt, im Vordergrund stehen dabei Prellungen. Relativ häufig sind Knieschmerzen nach Sportverletzungen, meist infolge einer Schädigung der Gelenkzwischenscheibe (Meniskus). Schulterschmerzen (Omalgie) können durch Verrenkung bzw. Ausrenkung entstehen.

Eher selten können auch Tumore zu Gelenkschmerzen führen, meist gehen diese von der Gelenkkapsel oder deren Innenhaut aus.
An gutartigen Tumoren kommen vor: Lipome (= Fettgewebsgeschwulste),
Fibrome (= Bindegewebsgeschwulste) oder Hämangiome (= Wucherungen von Blutgefäßen).
Bösartig ist das maligne Synovialom.



Gelenkschmerzen bei Gelenkentzündung (Arthritis) infolge einer Systemerkrankung:

Meist sind dabei mehrere Gelenke betroffen. In dieser Gruppe dürften rheumatische bzw. rheumatoide (= rheumaähnliche) Ursachen dominieren.
Bei der primär chronischen Polyarthritis (PcP), auch rheumatoide Arthritis oder Polyarthritis rheumatica genannt, handelt es sich um eine chronische, unterschiedlich fortschreitend verlaufende, entzündliche, destruierende (= mit Zerstörung einhergehenden) Gelenkerkrankung mit Beteiligung aller Gelenkstrukturen.

Es besteht eine Tendenz zur Bewegungseinschränkung bis zur Ankylosierung (= vollständige Gelenksteife), aber auch zum Stabilitätsverlust der Gelenke, Beteiligung von Sehnenscheiden (Tenosynovitis) und Sehnen mit entsprechenden Folgezuständen. Vor allem in Gelenknähe kommt es zu Bildung von Rheumaknoten unter der Haut. Typisch sind auch Muskelatrophien
(= Verringerung der Muskelmasse), vor allem im Bereich des Handrückens u. der Oberschenkel.
Es können auch Arterien befallen werden, die dann ebenfalls entzündlich reagieren (Vaskulitis). Selten sind auch Herz, Lungen und Augen beteiligt. Auch Stoffwechselerkrankungen können zu einer Arthritis und damit zu Gelenkschmerzen führen. Zu nennen wäre hier die Harnsäuregicht (Arthritis urica). Davon sind hauptsächlich Großzehengrundgelenke, Mittelfuß und Sprunggelenke betroffen.

Im Jugendalter können Gelenkschmerzen im Rahmen einer systemischen juvenilen chronischen Arthritis (Still Syndrom) auftreten, eine meist symmetrisch verteilte Polyarthritis (= Entzündung in mehreren Gelenken). Begleitende Krankheitszeichen sind Fieber, Milz- und Lebervergrößerung sowie Lymphknotenschwellungen.
Auch die Schuppenflechte (Psoriasis) kann zu Gelenkschmerzen führen. Bei der Psoriasisarthritis handelt es sich um eine fortschreitende, gelenkzerstörende Erkrankung, bevorzugt an Händen und Füßen.
Bei oder nach Infektionskrankheiten (z.B. Masern, Mumps, Röteln, Windpocken) kann es ebenfalls zu Gelenkschmerzen kommen, sog. parainfektiöse reaktive Arthritiden.

Behandlung der Gelenkschmerzen (Arthralgien):

Grundsätzlich gilt, dass durch eine geeignete Diagnostik versucht werden muss, eine für die geklagten Schmerzen ursächliche, spezifische Erkrankung zu entdecken. Gelingt dies, so muss diese zunächst kausal behandelt werden.
Verbleiben nach einer krankheitsspezifischen Behandlung dennoch Schmerzen, so eignen sich zur Behandlung folgende Maßnahmen, wobei Dauerschmerzen praktisch immer eine Kombination von verschiedenen Therapieverfahren erfordern:

Medikamentöse Behandlung der Gelenkschmerzen (Arthralgien):

Akut und subakut können bei Gelenkschmerzen zunächst (vorwiegend) peripher wirkende Analgetika (= Schmerzmittel, die am Ort der Schmerzentstehung wirken) eingesetzt werden, insbesondere sog. nicht steroidale Antirheumatika, bei stärkeren schmerzhaften Muskelverspannungen auch Muskelrelaxanzien (= Mittel zur Muskelentspannung).
Manchmal sind aber die Schmerzzustände nur mit zentralwirkenden Analgetika (= im Gehirn bzw. Rückenmark wirkende Schmerzmittel) beherrschbar.
Die Kombination mit schmerzdistanzierenden Antidepressiva (= Mittel gegen Depression, aber auch bei chronischen Schmerzen wirksam) hilft in vielen Fällen Schmerzmittel einzusparen.

Therapeutische Lokalanästhesie (= Behandlung mit einem örtlichen Betäubungsmittel) bei Gelenkschmerzen (Arthralgien):

Bei anhaltenden Schmerzen sollten rechtzeitig alternative Methoden eingesetzt werden.
Eine sehr wirksame Alternative, ohne jedes Gewöhnungs- oder Suchtpotential, ist die therapeutische Lokalanästhesie mit einem langwirkenden örtlichen Betäubungsmittel in Form von örtlichen Betäubungen und Nervenblockaden.
Als nächst höhere Therapiestufe kommen wiederholte Nerven- bzw. Leitungsblockaden in Frage, in hartnäckigen Fällen auch kontinuierlich mit Katheter.

Physikalische Therapie bei Gelenkschmerzen:

Auch eine Elektrostimulation kann bei Gelenkschmerzen eine Beschwerdelinderung herbeiführen. Die transkutane Nervenstimulation mit Niederfrequenzgenerator (TENS) hat den Vorteil, dass sich die Patienten bei Bedarf selbst behandeln können.

Eine weitere physikalische Behandlungsmöglichkeit ist die oberflächliche Kältetherapie im Schmerzbereich. Manche Patienten mit Gelenkschmerzen empfinden allerdings lokale Wärmeapplikationen (Rotlicht, warme Bäder) als besser wirksam.
Auch die Magnetfeldtherapie kann hilfreich sein.

Die Verordnung von Massagen ist bei Gelenkschmerzen dann sinnvoll, wenn es infolge einer schmerzbedingten Schonhaltung zu Muskelverspannungen kommt. Nahezu unverzichtbar ist bei Gelenkschmerzen die heilgymnastische Therapie, da meist nur diese geeignet ist, Gelenkfunktionen zu fördern bzw. zu erhalten.

Andere Therapiemaßnahmen bei Gelenkschmerzen:

Der Stellenwert der Akupunktur hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Hypnoide (= bewußtseinsverändernde) Verfahren wie autogenes Training oder progressive Relaxation nach Jakobson sind im Rahmen einer psychologischen Mitbetreuung eine sinnvolle Ergänzung der Gesamtstrategie. Bei chronischen Gelenkschmerzen ist auch ein Schmerzbewältigungstraining sinnvoll.

 

 

 

 


- Datenschutzerklärung -